„Jedes Jahr ein Fuß!“ Wer kennt diesen Spruch nicht? Über die richtige Schiffsgröße lässt sich vortrefflich diskutieren - und ihr könnt uns glauben - das haben wir auch. Möchte man sich ein Segelboot kaufen, ist die Frage nach der Länge des Segelboot wahrscheinlich eine der ersten Fragen, die man sich stellt. Und vermutlich gibt es so viele verschiedene Antworten wie Bootseigner da draußen. Denn schonmal vorab: Eine pauschale und endgültige Antwort gibt es einfach nicht. Die Faktoren hierbei sind nämlich zahlreich: Crewgröße, Segelrevier, Länge der Törns, Komfortbedarf, Sportlichkeit, Kojencharter oder nicht, das Vorhaben generell…
Wir haben es schon häufig angesprochen: Ein Segelboot ist ein einziger großer Kompromiss. Jede Eigenschaft eines Bootes hat jeweils Vor- und Nachteile und man muss den besten Kompromiss für sich und seine Pläne finden. Deshalb starten wir unsere Projekte immer mit einem Beratungsgespräch, um den passenden Schiffstyp für unsere Kunden herauszufiltern. Die Länge zählt natürlich auch zu diesen Eigenschaften, die wir durchgehen und ist ein wichtiger Teil des Gesprächs. Im Video unterhalten wir uns mit Galina und Stefan in Berlin, die sich an uns gewendet haben, um für ihr Sabbatical ihr Traumschiff zu finden. Wir nehmen das Projekt mit den Beiden als spezielles Beispiel, denn - wie bereits geschrieben - eine Pauschalantwort gibt es nicht. Mit ihrem Vorhaben kann man sich leicht identifizieren, denn sie suchen einen guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit, Komfort und Sicherheit für ein Jahr Auszeit im Mittelmeer.
Unter dem Video haben wir die besprochenen Punkte nochmal aufgeführt und näher beschrieben.
Wenn auch Du ein Segelboot kaufen möchtest und Dir nicht wirklich sicher bist, welcher Schiffstyp es denn werden soll, melde Dich gerne bei uns! Wir lieben es, lange über Segelboote zu sprechen und gemeinsam den besten Kompromiss zu finden!
Die Punkte, die man beachten muss sind folgende:
Einfachheit des Handlings
Segeleigenschaften
Komfort beim Segeln
Kosten
Arbeitsaufwand
Wohnkomfort
Mögliche Beladung
Los geht's:
1. HANDLING
Klare Sache: Je größer das Schiff, desto schwerer ist es auch. Geht im Hafen mal ein Manöver schief, kann man ein leichtes Schiff immer gerade so nochmal irgendwo abhalten oder an den Steg ranziehen. Meistens sind die kleinen Segelboote auch wendiger auf engem Raum und leichter eingeparkt als ein träger Stahlkoloss. Auch hat das Bugstrahlruder hat meistens eine größere Wirkung (abhängig von der Leistung).
Auf dem offenen Wasser muss man sich im Klaren sein, dass große Schiffe mehr Segelfläche haben. Das Handling eines kleinen Segels ist grundsätzlich einfacher, da leichter, weniger Reibung durch weniger vorhandener Mastschlitten, weniger Winddruck, dünnere Leinen, mitunter weniger Umlenkungen bis ins Cockpit.
Wir haben auf unserer 39 ft. Comfortina immer sehr gut zu tun, wenn wir die große 150 % Genua hochziehen oder auch runternehmen, um unser kleineres Vorsegel zu setzen. Unser Cruising Großsegel können wir halbwegs komfortabel nur zu zweit tragen. Und beim Hochziehen bekommen wir die letzten 2 Meter nur per Winsch geschafft. Bei einem deutlich größeren Schiff braucht man direkt elektrische Winschen, um die großen Lappen bedienen zu können. Auch ein interessanter Gedanke: Auf Langfahrt muss man dann möglicherweise ein schon schlafendes Crewmitglied wecken, um mal ein Reff einzulegen. Kommt viel Wind, überlegt man es sich also gerne mal ein Mal zu oft, ob man jetzt schon reffen sollte und fährt möglicherweise übertakelt weiter. Alles in allem ein eindeutiges Plus für ein kleineres Schiff.
2. SEGELEIGENSCHAFTEN
Länge läuft! Das ist ganz einfach Fakt bei Verdrängern. Je länger die Wasserlinie, desto größer ist die Rumpfgeschwindigkeit (maximal erreichbare Geschwindigkeit) und damit das gesamte Geschwindigkeitspotenzial. Wer sich das für sein eigenes Schiff ausrechnen möchte, hier die Formel:
Vmax = 2,43 * √Lwl
Vmcx - Rumpfgeschwindigkeit in kn
Lwl - Länge der Wasserlinie
Das gilt natürlich nicht bei echten Rennziegen, die bei Übergang in die Gleitfahrt nochmal eine ordentliche Schippe Speed obendrauf setzen können. Aber das ist ein anderes Thema - niemand will mit Rennziegen auf Langfahrt gehen. ;)
Klares Plus für größere Schiffe.
3. KOMFORT BEIM SEGELN
Große Schiffe sind wie oben geschrieben meistens auch schwerer, sie sind träger, voluminöser, verdrängen also (langsamer) mehr Wasser. Dadurch bewegt sich das Schiff in der Welle weniger und langsamer. Und je nach Form und Länge der Welle kann man auch mal 2 Wellenberge auf einmal nehmen und fällt nicht so sehr ins Wellental wie mit einem ungleich kleinerem Schiff. Das Gefühl für die Sicherheit ist dadurch besser, nicht zuletzt durch mehr Distanz zum Wasser.
Ein kleiner Negativpunkt ist allerdings anzumerken. Größere Cockpits und Salons bieten durch viel räumlichen Platz (Punkt 6) eben auch viel Platz zum Fallen. Hier spielt natürlich auch das Konzept und die Aufteilung eine wichtige Rolle.
Plus für größere Yachten.
4. KOSTEN
Ein großes Segelboot ist im Kauf logischerweise schonmal teurer. Dabei bleibt es aber nicht, denn im Unterhalt verschlingen große Schiffe ungleich mehr Geld als kleine. Die Kosten steigen mit der Länge auch nicht wirklich linear an, sondern eher exponentiell. Gutes Beispiel ist ein Rollenblock. Die dreifache Bruch- und Arbeitslast ist mehr als viermal so teuer. Und da man an Bord einige davon braucht, addiert sich da eine ganz schöne Differenz auf. Denn dieses Prinzip gilt nicht nur für Rollenblöcke sondern auch für sämtliche Ausstattung des Schiffs. So kann man vielleicht günstig ein großes Segelboot kaufen, wundert sich aber ganz schnell darüber, wie viel Kosten auf einen zukommen, wenn es um die Instandhaltung geht. Denn es geht weiter beim größeren Leinendurchmesser, stärkere Wanten und Terminals, größere Winschen, an Deck viel längere und mehr Fugen im Teak, die ab und zu mal erneuert werden müssen, die Segel kosten immens viel mehr, je größer sie werden, ein starker Motor ist in der Wartung nicht nur viel teurer, sondern schluckt auch mehr Diesel und Öl. Nicht zuletzt kommen Liegeplatzkosten und hohe Preise für’s Slippen, wenn das Schiff mal aus dem Wasser muss.
Wir haben unsere Kosten für die 12 Meter 7seas ja mal mit den Kosten unserer ehemaligen 8 Meter Marie verglichen und ein Video darüber gemacht. Wenn Du es noch nicht gesehen hast, hier kannst Du es anschauen. Auch darin erfährst Du: Großes Schiff - Große Kosten. Pluspunkt für’s kleine Schiff.
5. ARBEITSAUFWAND
Große Schiffe kosten nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeit und Aufwand. Jedes Segelboot braucht Zuneigung - manche mehr, manche weniger. Bestes Beispiel ist das Unterwasserschiff in der Karibik von Bewuchs freizuhalten. Wir waren regelmäßig 2 Stunden im Wasser, um unsere 39 ft. Schönheit sauber zu halten. Muss man das für ein längeres und damit auch viel breiteres und tieferes Schiff machen, lohnt sich schon fast eine Taucherausrüstung. Man hat sowieso viel mehr Technik auf einem großen Segelboot, womöglich ist auch größere und stärkere Technik nötig. Wie zum Beispiel die Steueranlage. Die läuft bei uns über noch Seilzüge und Rollen. Bei Gregors 16 Meter Reinke hingegen ist eine aufwendigere Hydraulik verbaut. Der Autopilot muss stärker sein, denn grundsätzlich wirken bei mehr Gewicht und größere Segelfläche des Schiffs deutlich höhere Kräfte. Und damit kommt es häufig (und teurerem) zu mehr Wartungsaufwand. Klares Plus für’s Kleine Schiff.
6. WOHNKOMFORT
Wohnkomfort wird auf Langfahrt häufig mit Platzangebot gleichgesetzt. Große Schiffe haben viel davon. In der Regel hat man ab 42 ft. Immer eine zweite Nasszelle, eine extra Dusche, mehr Arbeitsfläche in der Küche, mehr Stehhöhe und deutlich mehr Stauraum. Es sammelt sich im Laufe einer Segelreise sehr viel Zeug an, seien es Erinnerungsstücke, Werkzeug und Ersatzteile, Vorräte… Das will alles sicher verstaut sein - und idealerweise wird es nicht gestapelt. Wir hatten unsere Schapps oder die Backskiste immer voll bis oben hin. Wollten wir mal an etwas ganz unten (und das kam häufiger vor) mussten wir erstmal alles ausräumen. Komfortabler ist es natürlich, sein Hab und Gut ordentlich verteilen zu können. Allerdings muss man dann darauf achten, das Mehr an Stauraum nicht gleich wieder mit mehr Zeug zu füllen. Womöglich achtet man mehr darauf, welche Ausrüstung oder Gegenstände man wirklich braucht, wenn man ein kleines Schiff hat. Denn da passt einfach weniger drauf. Spätestens jetzt wird es deutlich - es gibt auf die Frage nach der Größe keine eindeutige Antwort. Die jeweiligen Ansprüche, Anwendungsfälle und finanziellen Mittel unterscheiden sich einfach zu stark. Aber deshalb unterhalten wir uns ja einen Tag lang mit unseren Kunden. Galina und Stefan wünschen sich viel Wohnraum, eine große Eignerkabine und viel Platz in der Küche. Also war schonmal ziemlich klar, dass es auf ein Centercockpit mit Achterkabine hinauslaufen muss. Und der Punkt für den Wohnkomfort geht an das größere Schiff.
7. MÖGLICHE BELADUNG
Wie bereits geschrieben, auf Langfahrt sammelt sich allerhand Zeug und Ausrüstung an. Und das hat Gewicht. Möchte man genügend Energie zur Verfügung haben, braucht man wahrscheinlich einen Geräteträger mit einigen Solarplatten, einen Windgenerator und um Strom zu sparen kommt auch noch eine Windsteueranlage an den Spiegel. Das bedeutet massiv viel Gewicht sehr weit hinten am Schiff. Bei geringer Größe bringt das die Gewichtsverteilung gerne mal völlig durcheinander. Stichwort ist hierbei der Auftrieb. Und der wird durch Volumen erzeugt. Je breiter und länger, desto weniger senkt sich das Schiff bei viel Beladung und damit werden auch die Segeleigenschaften weniger beeinflusst. Die Tanks können mehr Treibstoff oder Wasser fassen und das schafft Lebensqualität.
Das Thema "Welche Schiffsgröße passt zu mir?"ist nur ein kleiner Teil unseres Beratungsgesprächs. Wir gehen auf diese Art sämtliche Eigenschaften eines Segelboots gemeinsam durch und so filtern wir am Ende den perfekt passenden Schiffstyp heraus. Wenn das für Dich interessant klingt, weil Du auch auf Bootssuche bist und nicht genau weißt, wonach Du eigentlich suchen sollst, dann melde Dich gerne bei uns!
Das ist, was unsere Kunden über unser Beratungsgespräch sagen. Hier sprechen Helmut und Ivonne nach unserem Treffen über das Ergebnis.
Und hier haben wir Gregor, der seinen Traum mit uns umsetzen konnte und durch das Gespräch einen großen Schritt gegangen ist.
Und nicht vergessen! Im Video abstimmen, was Deine Traumvorstellung auf Langfahrt ist! Wir sind gespannt! Viele Grüße aus Berlin!
Hendrik und Dominik
Wenn wir nach einem Segelboot suchen, schauen wir zuerst auf Boat24.com, dem Sponsor dieses Videos und Bootsbörse mit über 26.000 Gebrauchtbooten. HIER zur Plattform: https://www.boat24.com
Im Blog findest Du viele nützliche Einträge zum Thema Segelboot kaufen.
Ich bin wieder einmal über diese schöne Seite gestolpert... Kommt es doch auf die LÄNGE an? JA - ich bin große und kleine Schiffe gesegelt und habe erlebt: Länge läuft, schwere Monohulls sind deutlich komfortabler und fühlen sich um ein Stück sicherer an.
Aber ich würde sagen, zuerst kommt es auf das Budget an, was man sich leisten kann, ob man ständig darauf wohnen will? Was man selbst instand halten und reparieren kann? Ob man weitgehend ohne (teure) Marinas leben will? Wie man das Schiff langfristig erhalten will? Weil ein großes schweres Schiff, ist nicht nur bequemer - es ist auch teurer.
Damit sich das gewünschte Schiff mit meinem Budget ausging, wurde es eine gebrauchte 72 Fuß Stahl Ketch, Marke…
Hallöchen, unter dem YouTube Video gingen bei mir leider keine Kommentare ... daher hier.
Erstmal danke für die kurzweiligen und sehr sympathischen Videos, Ihr sprecht doch ne Menge Themen an die (mir) in den klassischen Segelmedien zu kurz kommen. Macht Spaß zu zu schauen!
Zum „idealen“ Boot für meine Anforderungen, ich bin überwiegend alleine und eher faul bzw durch kleine Crews drauf angewiesen dass jede Veränderung am Rigg, Reffen usw leicht von der Hand gehen. Daher ist bei mir leichte Bedienbarkeit bei gleichzeitiger Ausfallsicherheit trumpf!
Derzeit hab ich eine alte Dehler Duetta 86 auf Mallorca, ein super Boot, stabil, stäbig, trocken, zuverlässig und kinderleicht zu segeln... ideal für 1-3 Freunde im Urlaub, alleine auch länger. Wenn man auf die fehlende…
Zumal muss immer klar sein, dass pro laufender Fuß auch mit mehr Wartungsaufwand verbunden ist - Die Kosten steigen auch......allerdings, wenn dies mit dem Komfort wieder "wett" macht, soll der/die nicht daran hindern auch ein großes Boot zu nehmen.
Ein Kontrollplan bzw. ein Service-Plan (wie Wolfgang Müksch) angesprochen hat ist ratsam, dadurch passieren weniger Defekte auf Langfahrt, vor allem dann muss die dann nicht auf dem Blauwasser repariert werden, sondern kann ggf. auf Trockenem oder in der Marina ausgeführt werden (mit Ersatzteil-Support/-Verschiffung).
Oftmals werden Wartungsarbeiten und Reparaturen durchgeführt, wenn diese auch "ausfallen" oder kaputt sind. Das ist meiner Meinung nach grob fahrlässig. Warum?
Man macht auch regelmäßig eine Inspektion des Autos, Öl, Luft, Wasser usw., bei Auffälligkeiten will man ja…
PS. 2,43 * √Lwl ist nich Vmax (natürlich kann man die Geschwindigkeit erhöhen, nur wirtschaftlich ist es nicht) LG Pit
Hallo, wieder ein schöner Beitrag. Wir haben noch 6 Jahre bis zum Start auf die Langfahrt.
Mein Traumboot: ein Kat zw. 38 und 40 Fuß (auch wenn dieser verkehrt herum stabiler im Wasser liegt als richtig herum). Bobby Schenk sagte einmal sinngemäß: "Mono - ist segeln, Kat ist reisen". Alternativ Mono (GFK oder Alu) 42 - 44 Fuss und 4m breit. Der Fokus liegt auf Wohnen. Eine Weltumseglung dauert im allgemeinen 3 Jahren (oder länger). Davon werden ca. 200 Tage gesegelt. Die anderen Tage liegt man vor Anker und "wohnt".
Auch das Boot von Gregor wäre eine Alternative für mich. Sein Entschluss sowie die Argumente fand ich sehr gut.
Natürlich hat Hr Müksch mit seiner Anregung recht. Andererseits gab es…